Altusried | Allgäuer Zeitung | 21.06.2010
Altes pfiffig neu erzählt
Freilichtbühne - Theaterspieler trotzen dem schlechten Wetter und beeindrucken mit einer kurzweiligen “Aschenputtel”-Inszenierung
Endloser Schnürlregen, nebelgrau verhangener Himmel und dazu Temperaturen, die eines Sommers unwürdig sind. Keine Frage, ideale Bedingungen für ein Freilichtspiel sehen anders aus. Doch die Altusrieder Theaterspieler liessen sich von den widrigen Wetterbedingungen den Spass nicht verderben und feierten am Samstag auf der Freilichtbühne in Altusried in beeindruckender Manier Premiere mit dem Märchen “Aschenputtel”. Während die rund 1800 Besucher unter dem hölzernen Vordach Schutz vor dem Wetter fanden, mussten die Akteure auf der Freilichtbühne den kalten Dauerregen über sich ergehen lassen. Kühl und feucht war es auch bei der Aufführung am Sonntag, zu der rund 1400 Besucher kamen.
Wie die Schauspieler es bei der Premiere schafften, trotzdem so frisch und “trocken” zu wirken, blieb ihr Geheimnis.
Jedenfalls meisterte die Truppe um Regisseur Michael Ramjoué die Herausforderung professionell und liess das Publikum das Wetter schnell vergessen. Malerische Kulissen, farbenprächtige Kostüme, eindrucksvolle Reiterszenen und eine gewitzte Inszenierung sorgten dafür, dass die Zeit wie im Flug verging. Der Kniff von Ramjoué, das Märchen mittels verschiedener Erzählebenen zu erzählen, ging voll auf. Zum einen konnten die Zuschauer die Gebrüder Grimm (Gotthard Eggensperger, Herbert Lang) verfolgen, die begleitet von einer Schulklasse, die Geschichte von Aschenputtel erzählten. Parallel dazu wurde von den anderen Spielern das Märchen zum Leben erweckt.
Besonders eindrucksvoll gestalteten die Altusrieder eine Szene zu Beginn, als ein Zwischenruf aus der Schulklasse die Märchenhandlung auf der Freilichtbühne abrupt stoppte: “Aber so beginnen doch keine Märchen”, kritisierte ein Kind. Auf dieses Signal hin erstarrten sämtliche Akteure des Märchens und erst die erklärenden Worte der Gebrüder Grimm brachten die Märchenhandlung wieder in Gang.
So verfolgte das Publikum also die Geschichte des braven Mädchens Hanna, das als Aschenputtel (souverän und ausdrucksstark: Manuela Mayer) ganz unten angekommen war und dann doch noch ihren Prinzen (charmant: Florian Jungbold) bekam. Viele liebevoll gestaltete Details sorgten dafür, dass die Aufführung zum optischen und akustischen Genuss wurde.
Dazu zählten auch die instrumentalen Eigenkompositionen von Katharina Jäkle, die live von einem fünfköpfigen Ensemble dargebracht wurden.
Grossen Zwischenapplaus bekamen die von Kindern dargestellten Tauben in ihren pfiffigen Kostümen. Ein witziger Einfall war zudem ein “lebendes Schachspiel”: König (Joachim Neumeir) und Königin (Margit Eberz) spielten eine Partie mit als Schachfiguren verkleideten Spielern. Aber auch die akrobatische Gaukler-Vorführung und zwei gekonnt vorgetragene Lieder von Aschenputtel kamen bestens an.
An den unsäglichen Dauerregen wurde das im Trocknen sitzende Publikum erst wieder gegen Ende der Aufführung erinnert, als Aschenputtel im schicken rosa Ballkleid zum Schloss eilte, über Wasserpfützen sprang und dann seine blütenweisse Schleppe über den aufgeweichten Boden zog. Doch den Wetterkapriolen zum Trotz - Aschenputtel bekam den Prinzen und die Altusrieder Spieler zu Recht Ovationen im Stehen für eine gelungene Vorstellung.
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