DAS ENGELCHEN MIT DEM VERSTAUCHTEN FLÜGEL

 

Bis Weihnachten waren es nur noch ein paar Tage. Genau wie die Jahre zuvor schien der Winter keine Lust zu haben, pünktlich zum Fest zu erscheinen. Statt herrlichen, weissen Schnee brachte das Wetter dicke, tiefhängende Regenwolken, trübes, graues Licht und kalte, unangenehme Nässe. Nadja spielte mit ihrem Bruder Florian auf der Strasse. Die beiden Kinder trugen Regenmäntel und Gummistiefel.

"Was für ein grässliches Wetter!" beschwerte sich Florian missmutig. "Ich schätze, dass es auch dieses Jahr keine weisse Weihnacht geben wird. So was Gemeines!" Er seufzte. "Ja! Wir kriegen überhaupt keinen Winter mehr", maulte Nadja. "Dabei würde ich so gerne einmal Schlitten fahren. Ich habe seit drei Jahren einen neuen Schlitten und konnte ihn noch kein einziges Mal benutzen!"

Florian sprang in eine Pfütze, dass es nur so platschte. Er macht ein wütendes Gesicht: "Schlitten, pah! Anstatt Schlitten hätten uns Mama und Papa lieber ein Schlauchboot schenken sollen!"

Lustlos und mit hängenden Köpfen liefen die Kinder durch den Regen. Sie kamen an einer dichten, hohen Hecke vorbei. Plötzlich spitzten sie die Ohren. Hinter der Hecke weinte jemand. Deutlich vernahmen die Geschwister ein herzerweichendes Schluchzen. Florian packte Nadja am Arm: "Da weint doch jemand!" flüsterte er. "Los, komm! Wir sehen nach!" Sie liefen zum Ende der Hecke und spähten vorsichtig dahinter.

Vor ihnen, dicht an die nasse Hecke gekauert, hockte ein kleines Mädchen am Boden, das nichts am Leibe trug ausser einem dünnen, weissen Leinenhemdchen, Das Mädchen hatte schulterlange Haare, die aussahen, als bestünden sie aus purem Gold. Es zitterte vor Kälte, Das Erstaunlichste aber war, dass das Mädchen zwei schneeweisse Flügel hatte. Einer der Fügel hing schlaff herunter.

Florian tippte dem Mädchen vorsichtig auf die Schulter: "Wer bist denn du?" Das Mädchen blickte aus tränennassen Augen zu ihm auf: "Ich bin ein Weihnachtsengelchen." Florian riss die Augen auf: "Ein Weihnachtsengelchen'?" "Ja. Wir Weihnachtsengelchen helfen dem Christkind am Heiligen Abend beim Schmücken der Weihnachtsbäume und beim Verteilen der Geschenke. Allein würde es das Christkind gar nicht schaffen, wo es doch so viele Kinder auf der Welt gibt."

Die beiden Kinder staunten nicht schlecht. Ein echtes Weihnachtsengelchen! So etwas hatten sie noch nie zuvor gesehen. Nadja kniete neben dem kleinen Engelchen nieder: "Warum weinst du denn so sehr?" Das Engelchen schniefte laut: "Ach., ich habe nicht aufgepasst, wohin ich flog. Ich bin gegen eine Strassenlaterne gestossen und abgestürzt. Ich glaube, mein Flügel ist gebrochen." "Du Armes!" sprach Nadja voller Mitleid. "Tut es sehr weh?"

"Ja und wie!" schluchzte das kleine Weihnachtengelchen. "Aber das Schlimmste ist: Ich kann nicht mehr fliegen! Das bedeutet, dass ich dem Christkind am Heiligen Abend nicht helfen kann, und dass ich nie wieder nach Hause komme! Bis in den Himmel ist es unheimlich weit!" Das Engelchen weinte laut los: "Ich fühle mich so allein und verlassen!"

Florian verging beinahe vor Mitleid: "Kann dich denn niemand in den Himmel zurück bringen?" Das Engelchen rieb sich die Tränen aus den Augen: "Vielleicht Santa Claus. In seinem Rentierschlitten hat er viel Platz." "Das ist doch fein", rief Nadja. "Dann kannst du ja nach Haus

Das Engelchen schüttelte den Kopf: "Nein! Heute ist der 17. Dezember. Santa kommt aber erst einen Tag vor Heilig Abend auf die Erde. Das sind noch sechs Tage! Ach, hätte ich nur auf meine Engellehrerin gehört! Sie hat uns Weihnachtsengelchen verboten, zu früh zur Erde zu fliegen. Aber ich war so schrecklich neugierig. Ich darf dieses Jahr zum ersten Mal zu den Menschen auf die Erde." Das Engelchen schluchzte und hielt sich den verletzten Flügel. Es zitterte am ganzen Leib.

"Du Armes", sagte Florian. "Kalt hast du auch noch!" "Das ist ja kein Wunder", meinte seine Schwester. "Sie hat nur dieses dünne Hemdchen an und ist barfuss. Bei dieser Kälte muss sie ja frieren." "Normalerweise frieren Engel nicht", erklärte das Weihnachtsengelchen. "Nicht mal, wenn es so eisig ist wie am Nordpol. Aber wenn wir Engel verletzt sind, verlieren wir unsere Engelskräfte. Dann spüren wir Schmerz, Kälte und Hunger genauso wie ihr Menschenkinder." Das Engelchen seufzte traurig: "Wahrscheinlich bin ich erfroren oder verhungert, bis Santa Claus kommt!"

Nadja erschrak: "Nein! Das darf nicht geschehen! Wir nehmen dich mit nach Hause!" Florian machte ein bedenkliches Gesicht. "Und Mama und Papa? Wir können doch nicht einfach einen kleinen Engel anschleppen." Nadja dachte nach: "Kein Problem. Wir verstecken sie im Schuppen im Garten, wo die Gartenmöbel unterstehen. Im Winter gehen Mama und Papa nie da rein."

Florian war begeistert: "Das ist eine gute Idee. Wir bauen ihr aus den Gartenbänken ein Bett und bringen ein paar Wolldecken, damit des Engelchen es schön warm hat. Dann besorgen wir Essen und was zu Trinken." Das Weihnachtsengelchen schaute die Kinder mit grossen Augen an: "Ehrlich? Das würdet ihr für mich tun?" Nadja nickte: "Aber ja. Schliesslich bist du in Not und brauchst dringend Hilfe." "Das ist unheimlich lieb von euch", sagte das Engelchen. "Das machen wir gerne", meinte Florian leichthin. "Am besten gehen wir gleich los. Kannst du laufen?" Das Weihnachtsengelchen nickte.

Sie machten sich auf den Weg. Sie hatten Glück und begegneten keiner Menschenseele. Ein Erwachsener hätte nicht schlecht gestaunt, wenn er die drei im strömenden Regen erblickt hätte: Zwei Kinder eingehüllt in dicke, warme Regenkleider und zwischen ihnen ein kleines Mädchen mit goldenen Haaren, das nichts am Leib trug ausser einem dünnen weissen Hemdchen, das aussah wie ein kurzes Nachthemd, das mit Goldfäden bestickt war.

Sie schlichen vorsichtig in den Garten von Nadja und Florian. In der hintersten Ecke des Gartens stand ein kleiner hölzerner Schuppen, in dem über Winter die Gartenmöbel abgestellt waren. Drinnen war es dunkel und kalt, aber trocken. "Hier findet dich keiner", versprach Nadja. "Wir lassen dich für eine Weile allein, um warme Decken und was zu Essen zu besorgen. Bis später."

Bald kehrten Nadja und Florian zurück. Sie hatten jede Menge Sachen mitgebracht: Wolldecken, ein Kissen, Kuchen, Kekse, Schokolade und Limonade. Dazu präsentierte Florian noch einen kleinen elektrischen Heizlüfter, den er im Hobbykeller seines Vaters gemopst hatte. Er schloss den Heizer an einer Steckdose im Schuppen an. Surrend legte der Lüfter los und nach wenigen Minuten war es mollig warm in dem kleinen Holzhäuschen. Gleich fühlte sich das Weihnachtsengelchen wohler.

"Zeig doch mal deinen verletzten Flügel", verlangte Nadja. Vorsichtig untersuchte sie das zarte Gebilde. "Hmmm. Dein Flügel ist zwar arg zerzaust, aber ansonsten sieht er ganz normal aus. Probier mal, ob du ihn bewegen kannst." Das Engelchen versuchte es. Sofort begann es zu jammern und Tränen schossen ihm in die Augen: "Aua! Das tut furchtbar weh!" Nadja nickte mitfühlend: "Aber er bewegt sich wie der gesunde Flügel. Also kann er nicht gebrochen sein. Höchstens verstaucht."

Florian meldete sich zu Wort: "Dagegen weiss ich was! Im Sommer hat sich Papa den linken Arm verrenkt und vom Arzt Salbe zum Einreiben gekriegt. Ich hole sich rasch." Er lief zum Haus und kehrte schon nach wenigen Minuten mit einer grossen Tube zurück. Nadja nahm die Tube in Empfang und las die Beschriftung: "Salbe gegen Prellungen und Verstauchungen. Dreimal täglich einreiben. Das ist genau das, was wir brauchen." Vorsichtig rieb sie den verletzten Flügel des Engelchens ein. "So, fertig. Jetzt sind zwar eine Federn ein bisschen fettig, aber deinem Flügel wird es bald besser gehen."

Das Weihnachtsengelchen lächelte matt: "Vielen Dank, Kinder. Das werde ich euch nie vergessen." Es gähnte laut: "Was bin ich müde." Nadja riet ihr, sich tüchtig auszuschlafen. Dadurch würde sie umso schneller gesund. Nadja und Florian blieben bei dem Engelchen, bis es eingeschlafen war, Dann liefen sie zum Haus.

Am nächsten Tag brachten Florian und Nadja dem Weihnachtsengelchen Essen in den Schuppen. Nadja rieb ihm wieder den Flügel mit Salbe ein: "Geht es dir heute besser?" "Ja danke. Mein Flügel tut nicht mehr so weh." "Vielleicht kannst du bald wieder fliegen." Das Weihnachtsengelchen schüttelte den Kopf: "Nein. So schnell geht das nicht. Um ganz gesund zu werden, brauche ich Engelsmedizin und die gibt es nur im Himmel, aber ich bin froh, dass es nicht mehr so schrecklich weh tut."

"Wird Santa Claus dich hier bei uns finden?" fragte Florian. "Nein. Hier nicht. Der nächstliegende Treffpunkt ist der Doppelköpfige Kohlenberg." Florian runzelte die Stirn: "Kohlenberg? Nie gehört! Wo soll denn der sein.?" Nadjas Gesicht erhellte sich: "Ich weiss es! Sie meint die Bergehalde am Stadtrand. Die besteht aus Schlacken und Kohle und sie hat zwei Gipfel."

"Ja so nennt ihr Menschenkinder den Platz", bestätigte das Engelchen. "Dort muss ich am 23. Dezember um sieben Uhr abends auf' dem rechten Gipfel warten. Santa Claus kommt dort vorbei." Die beiden Geschwister versprachen dem Engelchen, es dorthin zu bringen. Das Engelchen seufzte laut: "Ich werde bestimmt furchtbar ausgeschimpft für meinen Ungehorsam und das Gemeinste ist, dass ich gar nichts von der Welt der Menschenkinder zu sehen kriege. Wo ich doch sooo neugierig drauf war! Und dem Christkind darf ich am Heiligen Abend nicht helfen. Ach, ich bin schon im Voraus bestraft!"

Florian streichelte dem Engelchen über das goldene Haar: "Sei nicht traurig. Draussen gibt es sowieso nichts zu sehen. Alles ist kalt, grau und nass vom Regen. Kein Schnee. Dabei hätte ich so gerne Schnee zu Weihnachten!" "Lass sie jetzt schlafen", meinte Nadja. "Sie sieht müde aus." "Ich bin wirklich sehr müde", gähnte das Weihnachtsengelchen. "Wenn Engel krank sind, müssen sie unheimlich viel schlafen." "Dann bis morgen", sagte Nadja zum Abschied.

Bis zum Tag vor Heilig Abend kamen Florian und Nadja täglich zu dem kranken Engelchen, brachten ihm zu essen und zu trinken und leisteten ihm Gesellschaft. Dank der Salbe verheilte der verstauchte Flügel ganz gut. Zum fliegen war er noch zu schwach, aber er tat nicht mehr, weh und das Engelchen konnte wieder damit flattern.

Am Abend des 23. Dezember wanderten Nadja und Florian mit dem Weihnachtsengelchen zur Bergehalde. Es war schon dunkel. Deshalb sah niemand die beiden Kinder mit dem goldhaarigen Engelchen. Sie marschierten bis zur Bergehalde Lind begannen mit dem Aufstieg. "Autsch!" quietschte das Engelchen. "Meine Füsse! Hier liegt ja alles voller spitzer Steine!" Florian schüttelte den Kopf: "Warum trägst du auch keine Schuhe?"

"Weil ich sie nicht brauche. Normalerweise FLIEGE ich ja und muss nicht viel laufen. Schuhe sind viel zu schwer zum Fliegen, genau wie dicke warme Kleider. Mit all den schweren Sachen würde kein Engelchen den weiten, beschwerlichen Weg in den Himmel schaffen." "Aber du hast kalt ohne Schuhe und warme Kleider", hielt Florian dagegen. "Nur weil ich verletzt bin. Solange ich gesund bin, hält mich meine Engelskraft mollig warm. Aua! Schon wieder so ein gemeiner Stein!"

Florian und Nadja gingen neben dem Engelchen her und stützten es. "Dankeschön. So geht es besser", sagte es. Nach einer Weile erreichte die kleine Schar den Gipfel der Bergehalde. Eisiger Wind fegte über die kahle Hügelkuppe. Florian blickte sich um: "Wo ist denn Santa Claus? Ich sehe niemanden."

"Dort oben kommt er!" Das Weihnachtsengelchen zeigte in den Himmel hinauf. "Dort, der blitzende Stern, der ständig heller wird. Seht ihrs?" Einer der vielen Sterne am Abendhimmel glitzerte heller als alle anderen und er wurde grösser und grösser. "Er scheint auf uns zuzukommen", meinte Nadja.

Plötzlich erkannten die Kinder Einzelheiten. Aus dein Innern des Sternes ergoss sich eine funkelnde Spur aus blinkendem Sternenstaub und auf dieser Spur fuhr ein grosser Schlitten, der von Rentieren gezogen wurde. Das Weihnachtsengelchen begann aufgeregt umherzuhüpfen. "Hierher! Hierher Santa Claus! Ich hin hier!" rief es und winkte.

Der Schlitten flog eine lang gezogene Kurve, wobei er einen leuchtenden Schweif hinter sich herzog und landete schließlich auf der Bergehalde. Genau vor den Kindern kam er zum Stehen. Die Rentiere schnauften, Auf dem Kutschbock des Schlittens sass ein bärtiger Mann in einem langen roten Mantel. Florian riss die Augen auf. "Das ist ja der Weihnachtsmann!"

Der alte Mann mit dem langen, weissen Rauschebart lächelte freundlich: "Na klar, Florian. Wen hast du denn sonst erwartet? Schliesslich ist morgen Weihnachten." "Wir dachten, dass einer kommt, der Santa Claus heisst."

Der Weihnachtsmann lachte fröhlich: "Der hin ich, Florian. In Amerika nennen mich die Kinder Santa Claus, hier bei euch werde ich meistens Weihnachtsmann genannt. In Frankreich nennen mich die Kinder Papa Noel und in Holland bin ich der Kerstmann. Wir sind alle ein und derselbe."

Er erblickte das Weihnachtsengelchen: "Aha! Da haben wir ja unseren ungezogenen kleinen Ausreisser! Wie ich sehe, kleiner Engel, ist dir dein Ungehorsam nicht sehr gut bekommen!" Das Engelchen senkte beschämt den Kopf.

Ich war sehr ungezogen", sagte es schüchtern. Ich bin einfach ausgebüchst, weil ich so neugierig war, aber es ist mir schlecht ergangen. Ich bin gegen eine Strassenlaterne geflogen und habe mir so weh getan, dass ich nicht mehr fliegen konnte. Nadja und Florian haben mir geholfen, als ich allein und hilflos war. Sie brachten mich in einen kleinen Schuppen in ihrem Garten und versteckten mich dort. Sie gaben mir warme Decken und zu essen. Sie rieben meinen verstauchten Flügel mit Heilsalbe ein, damit er nicht mehr so furchtbar weh tat. Ohne diese beiden Kinder wäre ich verhungert oder erfroren, denn ich hatte durch die Verletzung meine Engelskräfte verloren. Sie sind die besten Freunde, die man haben kann."

"So, so Der Weihnachtsmann schaute den beiden Geschwistern tief in die Augen. "Das war aber sehr lieb von euch, dass ihr diesem kleinen ungezogenen Engelchen geholfen habt." "Haben wir gerne gemacht", sagte Nadja.

Der Weihnachtsmann winkte dem Engelchen: "Nun steig mal ein, du Ausreisser! Ich bringe dich nach Hause, damit du gesund gepflegt wirst. Wir müssen uns beeilen. Sobald ich dich im Himmel abgeliefert habe, muss ich gleich wieder los. Morgen ist Heilig Abend. Und ich soll dem Christkind beim Verteilen der Geschenke helfen. Auf mich wartet noch eine Menge Arbeit."

Die Kinder verabschiedeten sich von dem Weihnachtsengelchen. Florian reichte ihm die Hand: "Tschüss Engelchen. Ich hoffe, du wirst nicht allzu schlimm ausgeschimpft, Kommst du irgendwann mal zu uns auf Besuch'? Wir haben dich inzwischen lieb gewonnen." Das Engelchen linste schüchtern zu Santa Claus hinüber und seufzte: Ich glaube, ich kriege zuerst mal Stubenarrest aufgebrummt.

“Den hast du auch verdient!" grummelte der Weihnachtsmann. Doch als er das todunglückliche Gesicht des kleinen Engelchens sah, musste er lächeln: "Na ja, eigentlich hast du deine Strafe ja schon gehabt. Der verstauchte Flügel hat bestimmt weh getan und wegen deiner Verletzung hast du gar nichts von der Welt der Menschen gesehen." "Und ob es wehgetan hat!" bestätigte das Engelchen.

"Mal sehen", meinte Santa Claus. "Ich werde beim Christkind ein gutes Wort für dich einlegen. Vielleicht darfst du deine Freunde im nächsten Jahr besuchen." "Oh vielen Dank, Santa!" rief das Weihnachtsengelchen und fiel dem Weihnachtsmann um den Hals. "Hey, nicht so stürmisch! Du erdückst mich ja!" lachte Santa Claus. "Setz dich hin. Es ist allerhöchste Zeit, aufzubrechen."

Er lächelte Nadja und Florian zu: "Weil ihr so lieb zu diesem Weihnachtsengelchen gewesen seid, bekommt ihr von mir ein Extrageschenk zu Weihnachten. Morgen früh werdet ihr es sehen. Auf Wiedersehen und Fröhliche Weihnachten."

"Auf Wiedersehen, Santa Claus. Auf Wiedersehen kleines Weihnachtsengelchen", riefen die Kinder. Santa Claus zog an den Zügeln: "He! Ho! Vorwärts ihr Rentiere! Lauft was das Zeug hält!" Die Rentiere galoppierten los und zogen den Schlitten hinter sich her, geradewegs in die Luft. Glitzernder Sternenstaub rieselte auf die Kinder herab. Andächtig schauten sie dem Schlittengespann nach. Bald war es nur noch ein blinkender Stern am Himmel. Dann verschwand es vollends. Florian gähnte. "Lass uns nach Hause gehen, Nadja. Ich bin müde. Morgen ist Heilig Abend und ich will mich ordentlich ausschlafen." Gemeinsam stiegen sie die Bergehalde hinab und liefen nach Hause.

Tags darauf wurden Nadja, und Florian von ihrer Mutter geweckt: "Aufstehen, ihr kleinen Schlafmützen! Es ist Heilig Abend und draussen ist alles wei. Ihr wollt bestimmt noch ein bisschen Schlitten fahren vor der Bescherung." Mit einem Satz sprangen die Kinder aus den Betten und rannten zum Fenster. "Schnee!" jubelte Florian. "Komm Nadja! Wir gehen raus!"

Nach dem Frühstück gingen die Kinder nach draussen. Sie fuhren Schlitten, machten mit ihren Freunden eine Schneeballschlacht und bauten einen Schneemann. Nadja freute sich: "DAS war also das Extrageschenk, das uns Santa Claus versprochen hat: Weisse Weihnachten."

"Das ist super"" sagte Florian. "Endlich kann ich meinen neuen Schlitten benutzen. Es war wirklich eine gute Idee, dem verletzen Weihnachtsengelchen zu helfen. Ich freu mich schon drauf, wenn es uns wieder besuchen kommt." Hoch oben am Himmel blinkte am helllichten Tag ein Stern auf. Florian sah es und winkte hinauf: "Ich glaube, das war unser Weihnachtsengelchen!"

moritz heller

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